Eine militärische Evolution

Alexander Querengässer

Eine militärische Evolution
Militär und Kriegsführung in Europa 1300-1815

In dem halben Jahrhundert zwischen 1300 und 1815 wandelte sich das europäische Militärwesen auf vielfältige Weise. Der spätmittelalterliche Ritter wurde vom Söldner verdrängt und das Kriegsunternehmertum der Landsknechtzeit schließlich vom stehenden Heer. Begleitet wurden diese Veränderungen von technischen Entwicklungen, wie dem Aufkommen von Feuerwaffen und der Entstehung spezialisierter Segelkriegsschiffe. Immer wieder hat das Militär in dieser Zeit nach Neuerungen technischer und taktischer Natur gesucht, die das Wesen der Kriegsführung revolutionieren sollten. Eine solche „Militärische Revolution“ habe schließlich zu einer Dominanz des europäischen Militärwesens auf der ganzen Welt geführt.
Der vorliegende Band nimmt eine kritische Stellung zu diesem Konzept einer „Militärischen Revolution“ ein und argumentiert, dass sich Veränderungen nur langsam und über einen längeren Zeitraum vollzogen und dass militärische Entwicklungen statt von einschneidenden Zäsuren von langanhaltenden Kontinuitäten geprägt waren. Er beleuchtet die vielfältigen Entwicklungen des europäischen Militärwesens und versucht dabei nicht nur die vermeintlichen Großmächte ihrer Zeit – Spanien im 16., Frankreich im 17. und Preußen im 18. Jahrhundert – in den Blick zu nehmen, sondern auch die Entwicklungen in kleinen Staaten zu beleuchten. „Die Militärische Evolution“ bietet einen faszinierenden Überblick über ein halbes Jahrhundert europäischer Militärgeschichte, erzählt von bedeutenden Schlachten, präsentiert die großen und die kleinen Armeen und Flotten ihrer Zeit und liefert erstaunliche neue Erkenntnisse über die militärische Effizienz.

Inhaltsverzeichnis

Danksagung
Einleitung

Das Spätmittelalter 1300–1500

  • Eine Infanterierevolution?
  • Eine Artillerierevolution?
  • Ein Niedergang der Kavallerie?
  • Befestigungen und Belagerungen
  • Seekriegsführung
  • Rekrutierung
  • Krieg und die Herausbildung des frühmodernen Staates
  • Fazit

Landsknechte und Religionskriege 1500–1648

  • Rekrutierung
  • Die Bedeutung der Kavallerie
  • Die Entstehung „leichter“ Truppen
  • Artillerie
  • Festungswesen und Belagerungskrieg
  • Seekriegsführung
  • Europäische Expansion
  • Europa jenseits des Dreißigjährigen Krieges
  • Eine Revolution auf dem Schlachtfeld?
  • Zwischen Militärischer Revolution und Staatsbildungskrieg

Das Ancien Régime 1648–1789

  • Beschränkte taktische und technische Innovationen
  • Kavallerie
  • Rekrutierung
  • Spanien und Preußen als Militärmacht
  • Militärische Entscheidungen
  • Die Entwicklung leichter Truppen
  • Militär und Aufklärung
  • Europäische Expansion
  • Seekriegsführung
  • Zwischenkriegsjahre 1763–1789
  • Fazit

Die französischen Revolutions- und Napoleonischen Kriege

  • Kontinuität und Zäsur auf dem Schlachtfeld
  • Der Westen wird größer: Eine globale Perspektive
  • Krieg zur See
    Fazit

Der Schlüssel zum Sieg: Logistik

Verwissenschaftlichung des Militärwesens

  • Militärische Publikationen
  • Kartografie

Militärische Führungskulturen

  • Der Roi-connétable
  • Positive oder negative Motivation?

Militär und Gesellschaft

  • Einquartierung
  • Städtisches Militär

Der Umgang mit Toten, Gefallenen und Invaliden

  • Militärmedizin
  • Tod und Bestattung
  • Soziale Absicherung von Soldaten

Formen des Krieges und Gewalteinsatz

  • Staatenkriege, Bürgerkriege & Aufstände
  • Eine Eskalation der Gewalt
  • Die Mär von der gezähmten Bellona
  • ius ad bellum & ius in bello: Die Entstehung eines Kriegsrechts

Krieg und Staatsbildung

Abschließendes
Weiterführende Literatur
Bildnachweis

Autor

Dr. Alexander Querengässer, studierte Geschichte an der Universität Leipzig und promovierte an der Universität Potsdam. Er ist der Autor von mehr als 20 Büchern. Im Zeughausverlag gibt er die Reihe „Beiträge zur Geschichte des Militärs in Sachsen heraus“, für die er u.a. die Bände „LeCoq – Ein sächsisches Soldatenleben“ und „Kesselsdorf 1745 – Eine Entscheidungsschlacht in der Frühen Neuzeit“ verfasste.

Ausstattung
  • über 100 sw-Abbildungen
  • 328 Seiten
  • Hardcover mit Schutzumschlag
Rezensionen

Alexander Querengässer geht der Frage nach, ob es in der frühen Neuzeit tatsächlich eine militärische Revolution gab. Spoiler: Für ihn war es eine Aneinanderreihung vieler Entwicklungen. Daraus schließt er, dass es sich stattdessen um eine Evolution handelte. Für einen Bereich attestiert er aber so etwas wie eine Revolution – doch der wird hier nicht verraten!

Der Autor stellt die wichtigsten Entwicklungsschritte vom späten Mittelalter bis zum Ende der napoleonischen Ära in den Bereichen Infanterie, Kavallerie und Artillerie vor. Abgerundet wird diese Geschichte über 500 Jahre Kriegführung durch die Perspektiven auf den Staatenbildungsprozess, die Logistik und die Fragen nach dem Rekrutierungswesen, dem Kriegsvölkerrecht sowie der außereuropäischen Dimension. Es ist ein gelungener Epochenüberblick über die Genese der Kriegführung in der frühen Neuzeit. Christian Jentzsch

(Militärgeschichte, Zeitschrift für historische Bildung, Heft 1/2023, Seite 34)

Der Autor analysiert ein halbes Jahrtausend europäischer Militärgeschichte

Wer kennt es nicht, das Konzept von der „militärischen Revolution in Europa“, wie es etwa von den britischen Historikern Michael Roberts (1908-1996) und Geoffrey Parker (geboren 1943) prominent vertreten wird? Demnach wurde der Ritter als Elitekrieger auf den Schlachtfeldern Europas vom „einfachen“ Söldner /Infanteristen mit Pike und Feuerwaffe verdrängt, gas Kriegsunternehmertum a la Wallenstein weicht vom Staat finanzierten stehenden Heeren – um nur einige bekannte Beispiele zu nennen. Das alles klingt in der Tat nach „Revolution“ und ist auch nicht falsch. Nur suggeriert „Revolution“ einen plötzlichen Wandel, der so nicht stattgefunden hat. Der Militärhistoriker Alexander Querengässer zeigt in seinem soeben erschienen Buch auf, dass diese Theorie in ihrer verführerischen Simplizität irreführend ist – denn die militärischen Veränderungen vollziehen sich langsam und kontinuierlich und nicht in plötzlich auftretenden Schüben. Mit anderen Worten: Es handelt sich eher um eine „Evolution“ als um eine „Revolution“. Dabei umreißt er die vielfältigen Entwicklungen des europäischen Militärwesens vom späten Mittelalter bis zum Ende der Napoleonischen Kriege.

(Clausewitz, Das Magazin für Militärgeschichte, Heft 6/2022, Seite 86)

Preis: 44,95 €
ISBN: 978-3-96360-040-1
Bestellnummer Zeughaus Verlag: 5Z161
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