Die Westphälische Armee der Napoleonzeit 1807-1813

Peter Bunde / Markus Gärtner
(Co-Autor: Thomas Hemmann)

Napoleon ordnete nach seinen Siegen über Österreich und Preußen die deutsche Landkarte neu. 1807 schuf er das Königreich Westphalen als Musterstaat innerhalb des Rheinbundes. Das Königreich sollte mit seiner an Frankreich orientierten inneren Organisation Vorbildfunktion haben für die angestrebte Struktur der übrigen Mitgliedstaaten des Rheinbundes. Als König wurde Napoleons Bruder Jérôme Bonaparte eingesetzt. Zusammengefügt wurde das Königreich im Wesentlichen aus den Gebieten des Kurfürstentums Hessen, des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel und der links der Elbe liegenden Gebiete Preußens. 1810 kamen noch Gebiete des ehemaligen Kurfürstentums Hannover hinzu. Da Napoleon den Rheinbund vorrangig als Militärbündnis betrachtete, kam der westphälischen Armee eine große Bedeutung zu. Auch sie wurde ganz nach französischem Vorbild organisiert.
Die Autoren beschreiben die Struktur und den Einsatz dieser Armee. Der Schwerpunkt des Buches liegt auf der ausführlichen Darstellung der farbenprächtigen Uniformierung der einzelnen Einheiten. Dabei werden auch Truppenteile behandelt, die üblicherweise übergangen werden wie Verwaltung, Sanität, Nationalgarde etc. Alle verfügbaren Quellen sind herangezogen worden, um diese umfangreiche Übersicht zusammenzustellen.
 

 

Inhaltsverzeichnis

TEIL I

  • Einführung
    Die Gründung des Königreiches Westphalen und seiner Armee
    Die politische und gesellschaftliche Entwicklung
  • Die Organisation der westphälischen Armee
    Übersicht über die Entwicklung der westphälischen Armee
    und der einzelnen Truppenteile
    Die Rekrutierung
    Die Aushebungen 1808 bis 1813
    Die Militärverwaltung
    Die einzelnen Stellen der Militärverwaltung
    Die Militärgerichtsbarkeit
    Die Feldpost
    Die Militärschulen
    Der Dienst in der Garnison und im Feld
    Das Offizierkorps

TEIL II
Die Organisation, Etats und Uniformierung der einzelnen Militärstellen und Truppenteile

  • Die ersten Formationen der Armee
    Légion Franco-Hessoise (Hessische Legion) 1806/07
    Légion Polacco-Italienne (Polnische Legion) 1807/08
  • Die Gardetruppen
    Die Uniformen des Königs
    Maison du Roi
    Garde du Corps
    Grenadier–Garde
    Jäger-Garde
    Chevauleger–Garde
    Füsilier-Garde (Regiment Königin)
    Husaren-Regiment der Garde (Jérôme-Husaren)
    Jäger-Carabiniers
    Artillerie-Kompanien der Garde
  • Generalität und Stab
    Generalstab der Garde
    Generalstab der Linie
    Generalkapitäne
    Generale
    Chef eines Generalstabes
    Offiziere eines Stabes (Adjoints)
    Adjutanten
    Guiden eines Generalstabes
  • Die Linientruppen
    Linieninfanterie
    Leichte Infanterie
    Linienkavallerie
    Artillerie
  • Die übrigen Formationen
    Gendarmerie
    Nationalgarde
    Ehrengarden
    Veteranen-Kompanien
    Departemental-Kompanien
    Disziplinar-Einheiten
  • Militärverwaltung und Schulen
    Musterungsinspektoren und Militärbeamte
    Feldpost
    Sanitätswesen
    Königliche Militärschulen
    Pensionierte Offiziere
    Invalidenhaus Karlshafen
  • Dienstgradabzeichen
  • Orden und Ehrenzeichen
  • Feldzeichen
  • Schuss- und Blankwaffen

TEIL III
Die Armee im Einsatz – Die Feldzüge 1808–1813

  • Der Feldzug in Spanien 1808–1813
  • Der Feldzug in Deutschland 1809
  • Der Feldzug gegen Rußland 1812
  • Der Feldzug in Deutschland 1813
  • Epilog – Die Auflösung der westphälischen Armee

Anhang

  • Ordres de Bataille
  • Kurzbiografien
  • Quellen und Literatur
 
Ausstattung
  • 528 Seiten
  • Hardcover
  • 270 farbige, zeitgenössische Abbildungen und Fotos von Original-Uniformteilen, 7 Karten, über 125 ganzseitige Uniformtafeln von Peter Bunde
  • Format A4, mit Schutzumschlag
Rezensionen

Hunderttausende deutscher Soldaten marschierten, kämpften und starben in den Napoleonischen Kriegen. Die längste Zeit als Verbündete Frankreichs. Dennoch bestehen zur Militärgeschichte und Heereskunde der Rheinbundzeit weiterhin viele Desiderate. Es gibt bislang weder eine deutsche Gesamtgeschichte des Rheinbunds als militärische Allianz noch gar eine Uniformkunde der deutschen Armeen in jenem Bündnis, sondern viele, oft bemerkenswerte Arbeiten zu Teilaspekten und einzelnen Kontingenten, nicht zuletzt publiziert in der Zeitschrift für Heereskunde oder, in den letzten Jahren, im Zeughaus Verlag.

Die Zurückhaltung gegenüber dem Rheinbund und seinem Militär war lange politisch begründet. Die deutsche Erinnerung an die Napoleonischen Kriege galt nur den Siegern über Frankreich, obwohl so gut wie alle deutschen Staaten außer Preußen erst im Herbst 1813 auf die Seite der Koalition übergegangen waren. Bis weit ins 20. Jahrhundert blickte man in Deutschland auf die Rheinbundzeit als eine Zeit der französischen „Fremdherrschaft“ und der erzwungenen Allianzen.

Die tatsächliche Situation, vor allem des „dritten Deutschland“ der Mittel- und Kleinstaaten zwischen Österreich, Preußen und Frankreich war zu Beginn des 19. Jahrhunderts aber weitaus komplexer. Bayern bot die Mitgliedschaft im Rheinbund eine Sicherheitsgarantie gegenüber den Großmächten Österreich und Preußen. Andere Staaten, die ab 1806 mehr oder minder freiwillig beitraten, erlebten einen Modernisierungsschub. Das von Jerome, dem jüngsten Bruder Napoleons regierte Königreich Westphalen, gegründet aus den Gebieten liquidierten Staaten wie Braunschweig und Hessen-Kassel und vormals preußischen Territorien, sollte zum napoleonischen Musterstaat in Deutschland werden.

Wie sich dieser Anspruch bei der Aufstellung einer westphälischen Armee umsetzen ließ, vermittelt das jüngst im Berliner Zeughaus Verlag erschienene Werk „Die Westphälische Armee der Napoleonzeit.“ Im Vordergrund steht zwar die Uniformgeschichte des 1807 – 1813 bestehenden Heeres, doch wird sie eingeleitet mit Kapiteln, in denen der politische und militärische Kontext vorgestellt wird und sie schließt mit einem ausführlichen Gefechtskalender. Die klare Gliederung prädestiniert den Band zu einem Handbuch. Die Uniformtafeln von Peter Bunde rekonstruieren quellenbasiert die Uniformierung aller Gattungen der westphälischen Armee. Ergänzt werden diese Darstellungen durch Abbildungen von originalen Uniformteilen, Reproduktionen von Gemälden und von Grafiken von Künstlern des 19. und 20. Jahrhunderts, darunter Sauerweid, Pinhas, Vater und Sohn Knötel, Boisselier und Wagner. In gleicher Weise ausgestattete Kapitel über die Ausrüstung, Bewaffnung und die Feldzeichen runden das Bild ab. Sympathischerweise ziert eine kolorierte Zeichnung des 2011 verstorbenen Uniformmalers und Sammlers Edmund Wagner den Umschlag des Buches.

Die Autoren von „Die Westphälische Armee der Napoleonzeit“, Markus Gärtner und Thomas Hemmann, sowie der Grafiker Peter Bunde, allesamt etablierte Spezialisten für die Uniformkunde der napoleonischen Epoche, profitierten davon, dass die Überlieferung im Fall des westphälischen Heeres besser als für die anderen Rheinbundarmeen ist. Sieht man davon ab, dass im Kölner Karneval des 19. Jahrhunderts Garde du Corps­Helme und -Kürasse eine Zeit lang zur Kostümierung verwendet wurden, liegt das wohl daran, dass westphälische Uniformen nach dem Ende des Königreichs nur für kurze Zeit weitergetragen wurden.

Das Buch ist in der Tat uneingeschränkt zu empfehlen. Wenngleich jedes Jahr zahllose Bücher über Napoleon 1., die Armeen und die Kriege seiner Epoche publiziert werden, finden sich vor allem unter den heereskundlichen Neuerscheinungen nur wenige, die auf neuen Forschungsansätzen und Erkenntnissen basieren. Eine erschöpfende, aber gut handhabbare Gesamtdarstellung zu einer Rheinbundarmee wie die hier besprochene fehlte bislang und man kann nur hoffen, dass dieses Werk eine Reihe begründen wird.

Dr. Gerhard Bauer
(Zeitschrift für Heereskunde, Nr. 476 April/Juni 2020, Seite 120)

Preis: 99.00 €
ISBN: 978-3-96360-021-0
Bestellnummer Zeughaus Verlag: 5Z153
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