Das Militär des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha unter Herzog Ernst II. (1844-1867)

Ulrich Herr

Beiträge zur Geschichte des Militärs in Sachsen

Mit der letzten ernestinischen Erbteilung entstand im Jahr 1826 ein als Sachsen-Coburg und Gotha bezeichnetes Staatsgebilde. Dieses bestand aus den beiden Herzogtümern Sachsen-Coburg und Sachsen-Gotha, die von einem Herzog zunächst in Personal-, später in Realunion regiert wurden. Beide Herzogtümer waren nicht nur geografisch getrennt, sondern unterschieden sich hinsichtlich der staatlichen Verfassung sowie der Mentalität der Bevölkerung. In dieser Situation hatten die Person des Landesherrn und das herzogliche Militär große Bedeutung, da beide als verbindendes Element zwischen den Landesteilen fungierten.

Die vorliegende Arbeit setzt sich erstmals ausführlich mit dem Militär des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha und den dazu zählenden Personengruppen in der Regierungszeit Herzog Ernst II. (1818-1893) auseinander. Der zeitliche Rahmen beginnt mit der Regierungsübernahme 1844 und endet mit der 1867 erfolgten Überführung des herzoglichen Militärs in die Strukturen der preußischen Armee. Exemplarisch für die thüringischen Kleinstaaten wird die militärische Situation und die sich entwickelnde Abhängigkeit der Mehrzahl dieser Staaten von Preußen untersucht. Bereits mit der 1861 abgeschlossenen Militärkonvention gab Ernst II. das Militär seines Landes in preußische Hände und war im Krieg von 1866 gezwungen, sich mit Preußen zu verbünden. Diese Militärkonvention diente schließlich als Vorbild für die 1867 zwischen fast allen deutschen Kleinstaaten und Preußen abgeschlossenen Militärkonventionen.

Aspekte der Wirtschafts-, Sozial- und Kulturgeschichte finden ebenso Berücksichtigung wie die auf zeitgenössischen Überlieferungen beruhende Beschreibung der Bekleidung, Ausrüstung und Bewaffnung. Eine Vielzahl bisher unveröffentlichter und selten gezeigter zeitgenössischer Abbildungen und Objekte illustriert diesen Band.

Inhaltsverzeichnis
  • Einleitung
    Untersuchungsgegenstand und Aufbau der Arbeit
    Forschungsstand und Quellenlage
    Sachsen-Coburg, Sachsen-Gotha und Sachsen-Coburg und Gotha
    Der Deutsche Bund als militärisches Bündnis
    Herzog Ernst II. v. Sachsen-Coburg und Gotha – Militärische Laufbahn und Militärpolitik
  • Das Infanterie-Regiment
    Die verfassungsrechtliche Stellung des Militärs in Sachsen-Coburg und Gotha
    Die verfassungsrechtliche Problematik der preußischen Regimentskommandeure (1850–1861)
    Die verfassungsrechtliche Problematik der Militärkonvention mit Preußen
    Das Militärbudget
    Die Militärverwaltung
    Das Militärkabinett
    Abriss der Ereignis- und Formationsgeschichte des Regiments
    Die Unteroffiziere und Mannschaften
    Die Offiziere
    Die Regimentskommandeure
    Die Militärbeamten
    Der Regimentstrain
    Die Militärjustiz
  • Die Uniformierung, Ausrüstung und Bewaffnung des Regiments
    Allgemeines
    Zur Beschaffungspraxis
    Helm und Waffenrock der Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften
    Die Bekleidung und Ausrüstung der Unteroffiziere und Mannschaften
    Die Bewaffnung der Unteroffiziere und Mannschaften
    Die Bekleidung, Ausrüstung und Bewaffnung der Offiziere
    Die Bekleidung und Ausrüstung der sonstigen Regimentsangehörigen
  • Die nicht zum Regiment gehörenden Militärpersonen
    Die Generale
    Die Adjutantur des Herzogs
    Die Offiziere à la suite
    Die Offiziere der Reserve
    Die außer Dienst und zur Disposition gestellten Offiziere
    Die Stadt- und Festungskommandanturen und deren Personal
    Die Invaliden-Kompanie
    Die Feuerwerker
    Die Garnisonsprediger
  • Verschiedenes
    Die Bataillonsfahnen
    Zur Verleihung von Orden und Ehrenzeichen im herzoglichen Regiment
  • Quellen- und Literaturverzeichnis
    Archivalische Quellen
    Gedruckte Quellen
    Literatur
Ausstattung
  • Zahlreiche sw-Abbildungen und zwei Karten, 16 Seiten mit Farbabbildungen, z.T. von Uniformstücken
  • 234 Seiten
  • Paperback
Rezensionen

Wer sich mit dem Militär der kleinen sächsischen Herzogtümer im 19. Jahrhundert beschäftigt, weiß, dass bis heute zu dieser Thematik eher wenig publiziert wurde. Oftmals gehen Überblicksdarstellungen dabei kaum in die Tiefe weshalb mitunter beim Leser Fragen offen bleiben. Ulrich Herr liefert nun mit seiner Arbeit über das Militär des Herzogtums Sachsen-Coburg-Gotha ein Buch, das nicht nur die nötige Tiefe besitzt, sondern sich auch auf eine breite archivalische Quellenbasis stützen kann. Durch die dichte Überlieferung im Thüringer Staatsarchiv in Gotha konnte der Autor dank akribischer Arbeit viele Details zu Tage fördern. In gut 20-jähriger Arbeit hat Herr eine ursprünglich als reine uniformkundliche Abhandlung geplante Arbeit umfassend ausgebaut. Zwar bleibt dieser Schwerpunkt noch immer erhalten, doch erweitert Herr seine Betrachtungen auch auf das Gebiet der Formationsgeschichte, in dem er sich beispielsweise mit der rechtlichen Stellung des Militärs, mit dessen Verwaltung und Finanzierung auseinandersetzt und nicht zuletzt natürlich auch die Offiziere und Mannschaften betrachtet. Hierbei wird nicht nur ein Blick in den Alltag der Soldaten geworfen, sondern auch deren Standorte, die Verpflegung und anderes mehr aufgezählt. Herr beschreibt dabei zahlreiche kleinere Felder, die bisher als weiße Flecken in der Forschung keine Beachtung fanden. Der uniformgeschichtliche Teil dient, gerade wegen der zahlreichen farbigen Fotografien, neben der eigentlichen Beschreibung, als wertvolle Quelle. Anschließend widmet sich der Autor in einer breiten, aber nicht minder interessanten Beschreibung jenen Personen, die zwar Militärs waren, aber nicht zum Regiment des Herzogtums gehörten. Den Abschluss bildet ein Exkurs über die Regimentsfahnen sowie die Orden und Ehrenzeichen, die durch die Herzöge von Sachsen-Coburg und Gotha verliehen wurden. Der gewählte Betrachtungszeitraum der Studie ist sinnvoll, da er 1844 mit der Regentschaft des Herzogs Ernst II. beginnt. Ein Jahr später wird in Sachsen-Coburg und Gotha der Waffenrock und der Raupenhelm eingeführt. Herr endet im Jahr 1867, ein Jahr nach dem 11Bruderkrieg“, als das Militär des Herzogtums in die preußische Armee integriert wird. Man merkt das dieses Buch eine Herzensangelegenheit des gebürtigen Gothaers Ulrich Herr ist, daher ist es neben seiner Detaildichte auch gut lesbar geschrieben. Zahlreiche teils farbige Fotografien und Bilder runden den Text ab.

Immanuel Voigt
(Zeitschrift für Heereskunde, Nr. 475 Januar/März 2020, Seite 55)

Preis: 29,95 €
ISBN: 978-3-96360-006-7
Bestellnummer Zeughaus Verlag: 5Z144
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